„Hier gibt’s Zeitungen umsonst!“ – Mein 8-Jähriger kennt diese Münchener stummen Zeitungsverkäufer nicht, diese allgegenwärtige Reihe aus 3-5 Verkaufskästen zur Selbstbedienung mit Einwurfkästchen fürs Geld. Mit dem Bus fahren wir an einigen vorbei, fast an jeder Haltestelle sehen wir sie. Abendzeitung, BILD, tz und manchmal die Süddeutsche Zeitung und der Münchner Merkur buhlen um Leser. Fünf Tageszeitungen in einer Stadt – davon können viele Monopolzeitungs-Regionen nur träumen. Und jeden Tag entscheidet die Schlagzeile über die Verkaufszahlen. Als Kind fand ich es oft spannend, am Schulweg zu sehen, was die Zeitungen für wichtig fanden.
Mein Sohn findet das System interessant, aber merkwürdig: „Und keiner kontrolliert, ob man Geld einwirft?“ In der Praxis wohl tatsächlich so gut wie nicht. Der Verkaufsgewinn würde das nicht lohnen. Obwohl ertappte Zeitungsdiebe angezeigt werden.
Diese stummen Zeitungsverkäufer sind die Erinnerung an eine lebendige Tageszeitungs-Kultur, an das Bewusstsein, dass die Zeitung zum Tag gehört. Etwas archaisch. Etwas „Vor-Internet“.