12 von 12 im März – ein biographischer Rückblick

Heute war das Stöbern in der Vergangenheit angesagt. Und so langsam bin ich in dem Alter, wo Vergangenheit mehr heißt, als nur letzte Woche oder letztes Jahr. Wir gehen weit zurück…

(1) 1977, dritte Klasse, weißer Anzug – zwei Judojahre begannen. Bis zum orangefarbenen Gürtel gelangte ich, dann schwand mit dem Schulwechsel die Lust.

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20160312_180221-800x450(2) Der ganze Stolz des 15jährigen. Die offizielle Bescheinigung zum Führen eines Fahrzeugs mit Hilfsmotor mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h.

Hey, das hieß Integralhelm, Tankstelle, Zweitakt-Gemisch mit Tankmünzen am Extra-Automaten tanken … und viel schrauben.

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Nun, das Bild entstand an einem Fotoautomaten am Pasinger Bahnhof. Das Bild sah nie ein offizielles Auge. Trotz realer Geschwindigkeit geringfügig über 25 km/h.

mofa-2(3) Schülerausweis – von der 10. Klasse bis K13, 1983-1987. Am ehrwürdigen Max-Planck-Gymnasium. Das erste Mädchen wurde 1980 aufgenommen, in unsere (!) 7. Klasse. Damals waren wir 37 Schüler – und sie.20160312_175816-640x360

(4) Freiheit pur. 7 Wochen Sommerferien und freie Nutzung des MVV, gratis auf den Fernsehturm, den Rollpalast (mit Rollerskates) frei betreten, ins Olympia-Schwimmbad oder das BMW-Museum gehen … und das alles ohne Eltern, nur mit Kumpels. Für sehr wenig Geld mit dem tollen Münchner Ferienpass!

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(5) Tanzen. Nun ja. Die Freunde gingen auch hin. Und Mädchen. Klar. Also, so richtig begeistert hat’s mich nicht. Beide male nicht. Aber die Musik habe ich noch im Ohr.

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(6) In der gleichen Woche, in der ich meinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung abschickte, trat ich in einen Schützenverein ein. Ja, ich war noch so geeignet für nur eine (!) Schublade.

In der SG Aubing von 1873 e.V. brachte ich es mehrfach zum Vereinsmeister Jugend mit der Luftpistole. Konkurrenzlos. Und zur Teilnahme an der bayerischen Meisterschaft.

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(7) Kurz spielte ich mit dem Gedanken, weil ich so überhaupt keine Ahnung hatte, was ich mal werden könnte, zur Polizei zu gehen. Da brauchte es für die Aufnahmeprüfungen den Freischwimmer. Und so machte ich ihn halt. Nach der ärztlichen Untersuchung hatte ich dann aber schnell die Segel gestrichen, als ich mir die Bereitschaftspolizei-Kaserne ansah. Dass ich auch den Kriegsdienst verweigert hatte, machte mich auch nicht zu einem gesuchten Kandidaten …20160312_175729-600x1067

(8) In der 20-monatigen Zivildienst-Zeit ging es dann mit der Öko-Karriere los. Seit 1988 Mitglied im Bund Naturschutz, dem bayerischen BUND. Der war auch schuld, dass ich mein Chemie-Studium hinschmiss und auf Soziologie wechselte. Da hatte ich mehr Zeit, um als Jugendgruppenleiter, Landes- und Bundesjugendleiter, stv. Kreisgruppenleiter, GRÜNEN-Ortsvorstand und Vorstandsmitglied im Kreisjugendring München-Stadt ehrenamtlich viel Erfahrung zu sammeln.

Auf die Soziologie kam ich übrigens ganz wissenschaftlich. Denn das Studium sollte folgenden Kriterien entsprechen:

  • Start im Sommersemester (da ich Chemie im Winter ablegt)
  • Kein Latium (da nicht vorhanden)
  • Kein NC-Fach (da nur durchschnittliches 2,4-Abi)(aber Bayern!!!)
  • Das Fach muss in München angeboten werden (wegen Öko-Engagement)
Und im wunderschönen dicken grünen Buch zur Studien- und Berufswahl strahlte mich dann die Soziologie an, was eine wahrlich gute Entscheidung war.

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(9) In der Schulzeit ein Erste-Hilfe-Kurs, später dann zwei in der Zivildienst-Zeit und einer schlussendlich, als ich anfing, 6 Jahre lang mein Studium als U-Bahnfahrer in München zu finanzieren. 2-3 Nächte pro Woche war ich im Münchener Untergrund aktiv, chauffierte so manchen Kumpel und auch den einen oder anderen Prof aus dem Studium.

Mein Leben bestand aus ca. 20 Stunden Studium, 20 Stunden Ehrenamt und 20 Stunden U-Bahnfahren pro Woche. Und darin, an bis zu 35 Wochenenden entweder bei der Freundin in Würzburg oder ehrenamtlich in Deutschland unterwegs zu sein.

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(10) 1989 war es dann möglich. Ich konnte meine mütterlichen schweizerischen Wurzeln Boden fassen lassen und wurde Doppelbürger. Dann durften das nämlich auch die Kinder von Schweizerinnen. Aber mit der Einschränkung, nicht mehr als 3 Monate am Stück in die Schweiz zu gehen, damit ich nicht der dortigen Wehrpflicht unterlag. Einige Jahre später war dann auch der deutsche Zivildienst als gleichwertig anerkannt worden. Sesshaft wurde ich dann aber doch nie in der Eidgenossenschaft. Weder im großmütterlichen Winterthur, noch in der Heimatgemeinde Widnau. Nur Wahlpost bekomme ich alle Vierteljahr zugeschickt.

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(11) „Statt Luft verschmutzen, Bahn benutzen.“ Solche und ähnliche Slogans schrieb ich jahrelang auf Plakate, zum Beispiel zur 12tägigen Demo-Fahrradtour mit 70 Jugendlichen entlang der Deutschen Alpenstraße von Lindau bis Berchtesgaden. Am Rad hing ein Schild: „Autos töten“. Nun ja, den Nachbarn war ich etwas suspekt.

Die Radikalität legte sich etwas. Unverändert bin ich aber seit Mai 1988 Mitglied im ersten und einzigen ökologischen Verkehrsclub, dem VCD. Und nach einem kleinen Zwischenspiel mit einem schwiegerväterlichen Auto, sind wir seit 2007 wieder autofrei und Mitglied beim Stadtmobil Stuttgart, wenn’s mal nicht mit Rad, Bus und Bahn geht.20160312_180110-640x360

(12) Nein, mit Betriebswirtschaft hat das Fundraising nichts zu tun. Da konnte ich meine sozialarbeiterischen Kolleginnen beruhigen. Aber als Soziologie bringe ich viel mit für meinen Beruf, den des Fundraisers einer mittelgroßen diakonischen Einrichtung. Denn wer Menschen um eine Spende für einen gemeinnützigen Zweck bitten will, gar um ein Vermächtnis ersucht, muss um deren Motive, Wünsche und Biographien wissen.

Und klar, als Fundraiser gehört es sich, Mitglied im Deutschen Fundraising Verband zu sein.

Und nach 9 Jahren wildem Zusammensein, Pendelbeziehung München-Würzburg, Winnenden-München, nahm mich die Freundin zum Gatten und ich sie zur Gattin. Und zur Überraschung und Zufriedenheit des Schwiegervater nahm ich dann sogar Gattins Nachnamen an – was auch schon wieder 2002 war.

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2 Gedanken zu „12 von 12 im März – ein biographischer Rückblick“

  1. Huj, das sieht spannend aus. Ich würde ja steif und fest behaupten, dass meine Ausweise aus diesem Alter nicht so grau und vergilbt aussehen. Aber das ist wohl pure Einbildung. Im Innern fühlt man sich ja immer noch jung. Aber spätestens an der Brille (ja: ziemlich genau so eine hatte ich auch!) sieht man dann sein wahres Alter:)
    Ich müsste auch mal wieder meine Ausweise herauskramen, da verbirgt sich bestimmt auch die eine oder andere Erinnerung.
    Vielen Dank für diese interessante Zeitreise!

  2. Danke, dass Du auch mir schöne Erinnerungen wieder gebracht hast mit dem Artikel. Ich hatte den Ferienpass auch zu Deiner Zeit und die Stadtinfo war damals glaub ich noch im Stachus Untergeschoß wo man ihn holen konnte, es war ein super Spaß damit. Ich weis noch wie Mutter das immer ganz wichtig war, das Geld gespart wurde damit. Sie nutzte mit mir sehr viel damals. Für Erwachsene gibt es das zwar nicht mehr aber mit der Touristenkarte kann man auch günstiger rumsausen in den Museen, da müsste man sich halt eine Urlaubswoche vornehmen und viel machen, dann lohnt sich die und den Perso daheim lassen. Laut MVV darf die jeder nutzen, sagten sie zumindest am Telefon.

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