Wien, 1937/38: Der naive und behütet aufgewachsene 17jährige Franz kommt vom Land in die unbekannte Großstadt. Er beginnt in einer Trafik, einem Zeitschriften- und Rauchwarengeschäft, als Gehilfe zu arbeiten. Es ist die Zeit des Anschlusses Österreichs ans 3. Reich. Robert Seethaler hat in seinem Roman „Der Trafikant“ eine fast schon lapidar wirkende Sprache, wenn er die Eindrücke dieser Zeit auf den jungen Mann beschreibt. Das Leben in Wien führt zum Kennenlernen Sigmund Freuds, eine erste und sehr verwirrende Liebe, die eskalierende Judenverfolgung und den beginnenden Nazi-Terror.
Der Trafikant ist leicht und bedrückend zugleich. Vielleicht wirkt er auch unterschiedlich auf seine Leser, je nachdem, ob man z. B. die Tagebücher von Victor Klemperer kennt oder sonst einiges aus dieser düsteren Zeit las.
Das Innere und das Wachstum des jungen Trafikanten wird sehr schön beschrieben, ohne aber zu sehr ins Detail zu gehen. Ein ausgeschlagener Zahn, Blut im Gesicht und die länger geschwollene Backe bekommen wir nach einem Gestapo-Kontakt präsentiert. Auf das von vielen Autoren geliebte genüssliche Beschreiben von Schmerz oder Angst verzichtet Robert Seethaler aber in diesem Kontext völlig. Vielleicht ist dies das Geheimnis, warum sich das Buch so leicht lesen lässt, es fließt fast von alleine, . Und es bietet einen gut recherchierten und atmosphärisch dichten Blick in das Wien der späten 30er Jahre.
Für mich eine klare Leseempfehlung.
Robert Seethaler: Der Trafikant, Verlag kein & aber, 2013.
Seethaler ist immer eine klare Leseempfehlung!
Hab ich auch gerade in den Ferien gelesen:)
Ja, ich fand es ähnlich empfehlenswert.
„Ein ganzes Leben“ hatte mich auch sehr berührt. Nun stehen auch seine anderen Bücher noch auf meiner Liste …
„Ein ganzes Leben“ hatte mir mein Chef im Herbst geliehen gehabt. Auch da war die Sprache so beiläufig leicht … ein faszinierender Stil. Aber 2017 kommen erst mal keine Neukäufe her, ich will etwas die alten Bücherstapel ab-lesen.