Nach einigen Jahren hatten wir dieses Jahr wieder mal das Vergnügen, dass ein Amselpaar auf der Lampe neben unserer Haustüre brüten wollte. Und anders als im Vorjahr, war es eine erfolgreiche Brut, fünf Junge erblickten das Licht der Welt und verließen schlussendlich das Nest.
Mit der Handykamera habe ich einige Aufnahmen gemacht, ohne die Vögel zu sehr stören zu wollen.
Vom Esstisch aus hatten wir in der Brut- und Aufzuchtzeit einen tollen Blick auf das Nest. Dieses war auf der Außenlampe neben der Haustüre und ein Metallring auf der Lampe schützte es vor dem Herunterfallen. Da einer LED-Lampe drin ist, war auch kein Problem durch zu hohe Wärmezufuhr seitens der Lampe zu befürchten.
Gebaut wurde das Nest in knapp zwei Tagen, das ging ratzfatz. Erde, Strauchwerk etc. bildeten das Mehrschichtige Bauwerk.
Als die Amsel länger darauf saß und mal zum Futtern wegflog, wagten wir den ersten vorsichtigen Blick: fünf grünliche Eier befanden sich im Nest, welches erstaunlich rund und dicht geflochten war.
Was eine Amsel wohl denkt, wenn sie fast den ganzen Tag auf den Eiern sitzt und brütet? Von unserem Rein- und Rausgehen hat sie sich auf jeden Fall nicht stören lassen. Gebrütet hat übrigens, wie bei den Amseln wohl üblich, nur die Mutter-Amsel. Sie ist durch das hellere Gefieder vom pechschwarzen und gelbschnabeligen Amsel-Mann unterscheidbar.
Nach einiger Zeit war es soweit. Wir waren sehr sicher, dass Nachwuchs da war und der Blick durch die Handy-Kamera zeigte es. Fünf noch recht nackte und blinde Amseljungen bedecken den Nestboden.
Doch schon nach wenigen Tagen war ein erster Federbewuchs zu sehen, die Amseln dunkelten schnell nach. Aber die Augen blieben noch zu.
Die Amseljungen wuchsen und das Nest wird kuschliger. Immer noch sind die Augen zu, die Haut nun schon komplett mit Gefieder bedeckt.
Als die Augen aufgingen wurde auch schon mal neugierig aus dem Nest rausgeschaut. Man merkte, dass die Jungen unterschiedlich weit waren, Zwei bis drei der Amseljungen waren sichtlich weiter.
Aber allen gemein war, dass sie alle paar Minuten, wenn Mama oder Papa Amsel kamen, die Köpfe soweit wie möglich geöffnet nach oben reckten, um Futter zu bekommen. Die Amseleltern hatten meist für ein bis drei Junge gleichzeitig Futter dabei und stopften es ihnen direkt in den geöffneten gelb-orange-roten Schlund hinein.
Manchmal war eine Beere dabei, die noch zu groß war. Diese wurde dann raufgewürgt, von den Eltern zerkleinert und wieder verfüttert.
Wenn dann alles Futter weg war, blieb die Amsel meist noch am Nestrand sitzen und die Schnäbel blieben oben, bis sie sich nach und nach senkten, als klar war, dass nichts mehr kommen würde.
Nach dem füttern mussten meist die gefütterten Amseljungen ihren Kot abgeben. Dabei streckten sie ihr Hinterteil nach oben und es kam eine weiße von Haut umschlossene Kotblase zum Vorschein. Diese schnappte sich dann Amsel-Mutter oder Amsel-Vater und verschluckte sie mit einem Haps. Angeblich, so las ich, ist der Kot eiweißreich und nahrhaft für die Amseleltern. Für uns als Zuschauende wirkte es aber etwas befremdlich.
Manchmal wartete schon der zweite Amsel-Elternteil, flog noch in der Gegend herum, um mögliche Fressfeinde vom Nest abzulenken.
Die Amseljungen wuchsen schnell und sie fingen an, sich mit dem Schnabel im Gefieder nach Ungeziefer abzusuchen oder vielleicht juckte es auch nur. Auf jeden Fall erhoben sie sich manchmal nacheinander aus dem Nest, breiteten die Flügel aus und flatterte etwas umher. So manches Mal dachten wir uns, als wir vom Esstisch aus zusahen, dass gleich eines aus dem Nest fallen würde.
Wenn sie ihre Körper und Hälse nun beim Füttern aus dem Nest streckten, fragte man sich, wie diese fünf Jungen da noch Platz drin finden können. Hier werden sie gerade gefüttert, hinten ist die Eltern-Amsel.
Die beiden größten Amseljungen machten den Anfang, zwei Geschwister folgten gleich. An einem Mittag verließen vier Amseljungen auf einen Schlag das Nest und flatterten auf den Boden bzw. an die Hauswand mit Absturz.
Amseljunge werden wohl nach dem Nest-Ausflug erst noch zwei bis drei Tage am Boden weitergefüttert, bis sie anfangen selbstständiger zu werden und vor allem ihre Flugfähigkeit erringen.
Das verbleibende Amseljunge, der berühmte „Nesthocker“, wurde noch weiter gefüttert. Doch einen Tag später sprang auch er flattern aus dem Nest. Hier war er etwas empört über das über ihm schwebende Handy.
Nach dem Ausfliegen, oder besser gesagt, ausfallen, stand er etwas am Boden herum und hüpfte dann geschwind unter einen Treppenvorsprung eines Nachbarhauses, wo sich dann seine Spur verlor.
Es war ein feines Erlebnis, über einige Wochen den Nestbau und die Brutaufzucht der Amseln zu beobachten und wir haben den gewohnten Blick aus dem Küchenfenster danach etwas vermisst. Nun hoffen wir, dass sie trotz der vielen Katzen der Umgebung überleben können. Amseln brüten zwei bis drei Mal im Frühjahr/Frühsommer mit je 4-6 Eiern. Da ist klar, dass es viel Schwund gibt und nur wenige Vögel das Erwachsenenalter erreichen werden.