Gerade lese ich von einer evangelischen Fastengruppe aus Bad Cannstatt (Stuttgart). Die Teilnehmer möchten während der Fastenzeit ab Aschermittwoch sieben Wochen lang von Hartz IV leben.
„Weitere Programmpunkte des siebenwöchigen Kurses sind unter anderem „Straßenexerzitien“. Die Teilnehmer erkunden ihr Stadtquartier, insbesondere die Orte, an denen sich arme Menschen treffen.“
„Auch ein Besuch im Tafelladen ist geplant. Vor allem geht es aber darum, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen austauschen und ein neues Verständnis für die Lebensumstände armer Menschen entwickeln.“
Mir ist bei diesen Versuchen immer unwohl. Jedes Jahr zur Fastenzeit stoße ich auf solche „Versuche“. Wohlsituierte Menschen versuchen sich den Lebensumständen von Armen zu nähern.
Ja, ich denke schon, dass man etwas Einblick und Verständnis für die Schwierigkeiten bekommt, die das Leben mit Hartz IV mit sich bringt.
Nein, es fehlt die existenzielle Erfahrung des Mangels dabei. Die Wohnungen bleiben gut ausgestattet. Wenn die Waschmaschine kaputt ginge, würde sie wohl ohne viel Federlesen ersetzt. Die Kinder gehen weiterhin zur Musikschule und der Urlaub bleibt gebucht.
So bleibt der schale Geschmack zurück, dass sich Armut eben nicht simulieren lässt. Genau so wenig, wie sich das Gefühl der Depression durch eine kleine Gemütsverstimmung simulieren lässt.
Fastet doch richtig. Spendet für die Hilfsangebot der Armen.