So oder so ähnlich hatte ich die Frage vor einiger Zeit in einem Buch gelesen. Heute ging sie mir wieder durch den Kopf, als ich einige Tweets las, in denen die diversen Vorhaben für die Fastenzeit diskutiert wurden.
Da steckt die berühmte „Wunderfrage“ dahinter: Wie sähe der ideal herbeigewünschte Zustand aus, wenn es jetzt ein Jahr später wäre und alle Wünsche und Vorhaben sich erfüllt hätten.
Aber die Frage hier geht, so fühle ich es, tiefer. Wer bin ich, wenn alles an mir optimal ist?
- Bin ich dann noch ich selber?
- Stelle ich dann das Idealbild eines anderen dar oder wirklich mein Ideal?
- Gefiele ich mir dann?
- Um was würde ich mich dann kümmern, wie sähe mein Leben aus, wenn ich mich optimiert hätte?
- Welche anderen Verpflichtungen hätte ich, die ich heute nicht habe?
Wenn alles an mir optimal wäre: Nach welchem noch höheren Optimum würde ich dann streben? Wäre ich irgendwann zufrieden? Und was, wenn sich die gesellschaftliche Erwartung ans Optimum zwischenzeitlich verändert hat? Uferlos.
Oh ja, verglichen mit unseren Ansprüchen hatten es die griechischen Sagengestalten noch überschaubar einfach. Diese wollten einfach nur zu einem der Götter werden, in den Olymp aufsteigen. Da scheint mir unsere Welt, scheinen mir unsere selbstgewählten Ansprüche oft unmenschlich höher. Denn im Gegensatz zum simplen Ziel, einfach ein Gott zu werden, sind unsere eigenen Ansprüche oft sehr diffus, unscharf, vage – und damit per Definition praktisch unerreichbar.
Trotzdem kann die Frage „Wer bin ich, wenn alles an mir optimal ist“ weiter helfen. Denn wie bei der Wunderfrage kann ich mir überlegen, wie ich mich dann verhalten, wie ich dann auftreten, wie ich dann agieren oder reagieren würde. Und vielleicht kann ich die eine oder andere Verhaltensweise auch schon heute anwenden – noch ohne gänzlich optimiert zu sein.
Wie geht ihr mit der „Verbesserung“ der eigenen Persönlichkeit um? Ist das ein Thema? Bedeutet es nicht, dass der Verzicht auf die Optimierung des „Ich“ Stagnation, Resignation und Aufgabe bedeutet? Meerschweinchen haben’s einfacher!
Meerschweinchen und jedes andere Tier haben es definitiv einfacher. Aber zum Glück ist nicht alles an mir optimal und auch nicht immer. Und was ist Zufriedenheit? Doch von Tag zu Tag etwas anderes.
Danke für diesen nachdenkenswerten Beitrag – ich geh‘ nun schlafen und habe vorher was zum sinnieren.
Optimierungswahn. Geh wech damit!
Lieber Kai, Ein willkommener Gedankenstoss. Danke!
Vielleicht ist das aber auch ein Trugschluss, mit den Meerschweinchen. Womöglich denken sie ja den ganzen Tag über sich nach… 😉
Uns Menschen machen die kleinen Unperfektheiten jedenfalls so wunderbar individuell!