29.5.23 – Pfingstmontag

  • Die frischgeputzten Zähne verleiden mir die Lust auf den fälligen Espresso.
  • Wer von den Nachbarn wohl schon mal nackt im Garten war?
  • Wie viele Jahre Ungespieltsein brauchen Spielsachen, damit man sie entsorgen oder verschenken darf? 
  • Schreckliches Spielzeug, nicht verschenkbar.
  • Keller-Kisten, die Abklingbecken für toxische Spielsachen vor der Endlagerung im Restmüll.
  • Wann ist der richtige Moment, das Lesen im Buch zu unterbrechen?
  • Vom Klo im EG höre ich, wie eine Mutter mit ihrer Tochter im Bobbycar (?) vor der Rose am Haus hält und sie den Duft bewundern. Morgen geht der Papa mit der Tochter zu Gärtnerei, erzählt die Mutter.
  • Unerklärliche Gelassenheit der Wohnwagen-fahrenden Nachbarn beim späten Frühstück vor dem Urlaubsstart.
  • Notizbücher sind geronnene Vergangenheit. Notizzettel gehen in die Zukunft.
  • Eine Frau läuft mir telefonierend am Feldweg mit quietschenden Plastiksohlen-Sandalen entgegen und schaut irritiert auf meine schuhlosen Barfüße.

Thoreau Journal 22.9.1839

„Wenn wir nur einigermaßen still und empfänglich sind, finden wir in jeder Enttäuschung eine Entschädigung. Wenn wir etwa, um Schutz vor einem Regenschauer zu suchen, in ein Ahornwäldchen oder unter herabhängende Fichtenzweige fliehen, entdecken wir in diesen Schlupfwinkeln, wenn wir genau hinsehen, neue Wunder in der Rinde, in den Blättern oder in den Flechten zu unseren Füßen.“

Henry D. Thoreau, Journal, 22.9.1839

Quelle: Henry David Thoreau „Aus den Tagebüchern“ (zusammengestellt und übersetzt von Susanne Schaup), Tewes, 1996.

Thoreau Journal 14.03.1838

Die Masse erreicht nie den Rang ihres besten Mitglieds, sondern stuft sich im Gegenteil auf die Ebene der Niedrigsten herab.

The mass never comes up to the standard of its best member, but on the contrary degrades itself to a level with the lowest.

Henry D. Thoreau, Journal, 14.03.1838
Übersetzung: Schmidt

Thoreau Journal 28.04.1841 – Charakter der Menschen

Fälschlicherweise schreiben wir den Menschen einen festgelegten Charakter zu. Indem wir all ihre Tage addieren und den Durchschnitt bilden, vermeinen wir sie zu kennen. Bedauert den Menschen, der einen Charakter zu tragen hat.

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Henry D. Thoreau, Journal, 28.04.1841
Übersetzung: Schmidt

Thoreau Journal 15.09.1838

Wie unerklärliche ist doch das Strömen der Gedanken in der Jugend. Man kann Stöcke und Dreck in die Strömung werfen, und sie wird nur umso höher steigen. Eindämmen kannst du sie, aber austrocknen nicht, denn du kannst ihre Quelle nicht erreichen. (…) Jugend greift nach dem Glück als einem unveräußerlichen Recht.

Henry D. Thoreau, Journal, 12.12.1837
Übersetzung: Schmidt