Glauben und Zweifeln sind untrennbar miteinander verbunden. Und damit gehören Zweifel, gehört Nachdenken zum Leben. Im 200 Seiten umfassenden Buch „Geht’s noch, Gott?“, finden wir 38 kleine und in sich abgeschlossene Artikel, die aus einer Podcast-Reihe heraus entstanden sind. Der Autor, Bruder Paulus Terwitte, geht in ihnen auf typische Glaubensfragen, aber auch auf allgemeine Lebensfragen ein. Dabei ist sein Standpunkt der des mitten im Leben stehenden Kapuzinermönchs, Jahrgang 1959. Neben der praktischen und seelsorgerischen Arbeit, unter anderem zuletzt in einem Obdachlosentreff in Frankfurt, ist er seit langem auch publizistisch tätig und weiß, wie er seine Botschaften lebenspraktisch und verständlich vermitteln kann.
„Glauben lebt vom Fragen“ weiterlesenKategorie: Bücher
Gelesen: Was bleibt (Susannah Walker)
Die Eltern trennten sich, als sie ein Kind war. Die Kinder kamen zum Vater, die Mutter sahen sie in den Ferien. Zeit ihres Lebens blieb eine große Distanz der Kinder zur Mutter. Auch als Erwachsene kamen sie sich nicht wirklich näher. Die Mutter veränderte sich, trank immer mehr, schaffte es nicht mehr Ordnung zu halten. Zuletzt starb sie nach einem Sturz zuhause nach wenigen Tagen im Krankenhaus.
Hier beginnt die eigentliche Handlung des Buches »Was bleibt – Über die Dinge, die wir zurücklassen« von Susannah Walker. Ihre Mutter hinterlässt ein völlig vermülltes, verdrecktes und sanierungsbedürftiges modrig-feuchtes Haus. Woche für Woche fährt Susannah Walker dorthin, kämpft sich mit zwei gewerblichen Ausrümplern durch den Nachlass. Das wäre noch nichts besonders. Besonders macht es, dass die Autorin u.a. als Kuratorin arbeitet, also berufsmäßig mit Gegenständen umgeht. Dies macht sie nun auch mit dem Nachlass ihrer Mutter. Sie sichtet ihn Stück für Stück, um auf diesem Weg dem Wesen ihrer Mutter näher zu kommen. So will sie die Frau, die ihr Lebens lang unnahbar blieb, kennenlernen. Denn das Haus ihrer Mutter in Worcester beherbergt nicht nur Müll, sondern auch ein riesiges Sammelsurium von Fotos, Gebrauchsgegenständen und Nippes.
Als Alltagsarchäologin wühlt sie sich durch die Räume und Stapel und stellt bei der Beschäftigung mit dem Sammeltrieb, dem Horten ihrer Mutter, auch ihren eigenen Umgang mit Gegenständen, ihr eigenes Sammeln auf den Prüfstand.
„Gelesen: Was bleibt (Susannah Walker)“ weiterlesenBuch-Tipp: Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt
In der Fastenzeit 2012 war es, als Christian Resch (Agnostiger, Journalist) und Professor Clemens Sedmak (Theologe und Philosoph) sich täglichen in ausführlichen E-Mails austauschten und einem Experiment stellten. Der Journalist (Jahrgang 1980), wollte vom renommierten Theologen (Jahrgang 1971) eine Anleitung, wie man im 21. Jahrhundert ein christliches Leben führen könne. Hintergrund war ein Interview mit dem Titel „Himmel und Hölle“ im Jahr 2007 in den Salzburger Nachrichten. Darin sollte der damals frischgebackene 35jährige Professor Sedmak erklären, wie man im 21. Jahrhundert noch in den Himmel käme, wenn möglich ohne viel Aufwand. „Buch-Tipp: Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt“ weiterlesen
Gelesen: Im Schreiben zu Haus – wie Schriftsteller zu Werke gehen
Ein Zufallsfund. Ich suchte im Internet nach Fotos von Schreibtischen von Autoren und auf einmal tauchte dieser großformatige Band in der Suchergebnisliste auf. „Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen“ ist der Titel des 1998 erschienenen Bild- und Interviewbandes mit Schriftstellern und Schriftstellerinnen von Herlinde Koelbl.
Vom 10-Zeiler bis zum ausführlichen und mehrseitigen Interview reicht die Spannweite der Autorenportraits. Ergänzt werden sie durch eindrucksvolle s/w-Aufnahmen der Autorinnen und Autoren, ihrer Schreibtische und Arbeitszimmer und einer Handschriftprobe. Jedes Portrait sieht etwas anders aus, jedes Interview wurde anders geführt. Allen gemeinsam ist das Interesse und die gute Vorbereitung von Herlinde Koelbl, was sich in den Bildern und Texten spiegelt. Die Interviews wurden übrigens alle autorisiert, auch wenn das eine oder andere Gespräch „sperrig“ wirkt.
Viele klassische Fragen, welche Hobby-Autoren interessieren, werden angesprochen: „Gelesen: Im Schreiben zu Haus – wie Schriftsteller zu Werke gehen“ weiterlesen
Friedrich Kellner: Tagebücher 1939 – 1945
„Der Laubacher Justizinspektor Friedrich Kellner wollte für die Nachwelt ein Zeugnis ablegen von der gedankenlosen Unterwürfigkeit seiner Zeitgenossen und den hohlen nationalsozialistischen Propagandaphrasen. Von 1939 bis 1945 schrieb er beinahe täglich seine Kritik am NS-Regime nieder und dokumentierte die vielen kleinen und großen Verbrechen der NS-Diktatur. Diese Tagebücher zeigen, dass jeder in der Lage gewesen wäre, die nationalsozialistische Rhetorik zu entlarven und von den Untaten des „Dritten Reiches“ zu wissen.
Kellners akribische Analyse der Tagespresse, die zusammen mit zahlreichen eingeklebten Zeitungsausschnitten einen Großteil der Tagebücher einnimmt, macht diesen Text zu einer einzigartigen Quelle, die eine neue Sicht auf den Alltag im „Dritten Reich“ ermöglicht. Darin unterzieht er die gleichgeschalteten Meldungen einer schonungslosen Kritik und verdeutlicht, wie offensichtlich die Lügen der NS-Presse waren.“ (Klappentext) „Friedrich Kellner: Tagebücher 1939 – 1945“ weiterlesen
Rezension: Einsortiert. Fragmente aus dem Leben einer Sortagefachfrau
Durch einen dieser Zufälle der Twitter-Welt stieß ich auf den Account von @Gminggmangg und darauf, dass sie ein Buch verfasst hat. Dieses wurde durch Crowdfunding finanziert und war just in diesen Tagen frisch gedruckt zum Verlag gekommen. Nach einem kurzen Blick auf die Website von Fabienne Sieger, so der bürgerliche Name von @Gminggmangg, war klar: Das Buch will ich haben. Die Direktbestellung beim Schweizer Autismus-Verlag ging flott und nach wenigen Tagen lag es im Postkasten:
Die äußere Aufmachung erinnert an einen Schweizer Landsmann von Fabienne Sieger, Ursus Wehrli. Seine Bücher „Kunst aufräumen“ und „Die Kunst aufräumen“ sind ja weithin bekannt. Aber hier geht es nicht um farbig sortierte Kunst. Wir werden in „Einsortiert. Fragmente aus dem Leben einer Sortagefachfrau.“ mit einer Bewältigungsstrategie für den sozial (über-)fordernden Alltag einer Frau mit Asperger Autismus bekannt gemacht. Die Autorin und Künstlerin Fabienne Sieger, Jahrgang ’84, lebt mit Mann und zwei Kindern in Bern und unterrichtet. Ein nach außen erst einmal unauffälliges Leben. „Rezension: Einsortiert. Fragmente aus dem Leben einer Sortagefachfrau“ weiterlesen
G. C. Lichtenberg: Noctes – ein Notizbuch
Auf eine Rarität stieß ich kürzlich, das nur 128 Seiten umfassende, postkartengroße Büchlein „Noctes: ein Notizbuch“.
Ulrich Joost hat sich dem Original-Notizbuch „Noctes“ (= Nächte) von Lichtenberg angenommen. Dieses Büchlein steht parallel zu den Sudelbüchern und wurde 1795 begonnen. Die letzten datierten Einträge stammen vom Dezember 1798, wenige Wochen vor Lichtenbergs Tod. Die Handschrift Lichtenbergs in diesem Heft ist teilweise sehr schlecht und kaum zu entziffern, so dass es Joost viel Mühe machte, es korrekt wiederzugeben. „G. C. Lichtenberg: Noctes – ein Notizbuch“ weiterlesen
Gelesen: Stille. Ein Wegweiser – von Erling Kagge
»Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?« Mit diesen drei zentralen Fragen im Gepäck macht sich Erling Kagge auf die Suche nach dem Wesen der Stille.
Die drei eingangs genannten Fragen leiten ihn und bringen ihn letztlich zu dreiunddreißig Versuchen einer Antwort.
Das Buch trägt den Untertitel „Ein Wegweiser“ zu Recht. Denn Wegweiser zeigen nur Richtungen an. Sie erklären nicht, geben keine letzten Antworten. Das Entdecken und Bewerten bleibt dem vorbehalten, der den Weg geht. Der Wegweiser nimmt dies nicht ab. Und so sind wir Lesende eingeladen, uns mit den Impulsen aus Erling Kagges Buch selbständig auf den Weg zu machen, unseren Umgang und unseren Weg zur Stille zu entdecken. „Gelesen: Stille. Ein Wegweiser – von Erling Kagge“ weiterlesen
2017-14: Rezension – Der Trafikant
Wien, 1937/38: Der naive und behütet aufgewachsene 17jährige Franz kommt vom Land in die unbekannte Großstadt. Er beginnt in einer Trafik, einem Zeitschriften- und Rauchwarengeschäft, als Gehilfe zu arbeiten. Es ist die Zeit des Anschlusses Österreichs ans 3. Reich. Robert Seethaler hat in seinem Roman „Der Trafikant“ eine fast schon lapidar wirkende Sprache, wenn er die Eindrücke dieser Zeit auf den jungen Mann beschreibt. Das Leben in Wien führt zum Kennenlernen Sigmund Freuds, eine erste und sehr verwirrende Liebe, die eskalierende Judenverfolgung und den beginnenden Nazi-Terror. „2017-14: Rezension – Der Trafikant“ weiterlesen
2017-3 Gelesen: Tage der Nemesis
1921, der Genozid an den Armeniern, türkische und armenische Exilanten in Berlin, politische Morde, eine instabile Demokratie mit alten kaiserlichen Denk- und Verhaltensmustern und ein im ersten Weltkrieg traumatisierter Kommissar, der seine tägliche Dosis Morphium gespritzt braucht. Dazu noch die armenische Geheimorganisation „Nemesis“, welche die für den Genozid Verantwortlichen töten will. „2017-3 Gelesen: Tage der Nemesis“ weiterlesen
Gelesen: Zur Quelle hin – Pilgertagebuch
Du strahlst so!
Pilgern ohne Pilgerroute, Pilgern ohne katholischen Glauben, Pilgern ohne enge Kontakte mit anderen Pilgern – was bleibt da noch übrig, was dient als Motivation? Für die 49jährige Denise Maurer ist es der Bedarf nach einer Auszeit, um wieder zu Kräften zu kommen und die eine oder andere Quelle für den künftigen Alltag zu finden. Doch ganz alleine sollte es nicht losgehen, ihr Partner Jürgen ist als erfahrener Jakobsweg-Pilger mit dabei.
Am 27. Juni 2014 geht es los, Start ist im Schweizer Heimatort der Autorin, in Windisch, an dem die Reuss in die Aare mündet. Ein Start an der Haustür.
Flüsse waren die ursprünglichsten Wanderrouten der Menschen, sie siedelten an ihnen, die Wege entlang der Flüsse waren begehbar und in den landkartenlosen Zeiten die sicherste Orientierung. Denise Maurer und ihr Begleiter J., wie sie ihn im Buch nennt, wählen die an ihrem Heimatort vorbeifließende Reuss als Leitfluss. Zum Gotthard hinauf soll es zuerst gehen, dort entspringt der 164km lange Fluss. „Gelesen: Zur Quelle hin – Pilgertagebuch“ weiterlesen
Gelesen: Ans Kap – Mit dem Fahrrad ans Nordkap
1995 fuhr er das erste Mal mit einem Freund ans Nordkap. 20 Jahre später, mittlerweile 49, begibt er sich nochmals – aber solo – auf die identische Tour. Doch nein, hier will sich kein Fast-50-Jähriger in der Midlife-Crisis seine Kraft beweisen. Jürgen Rinck, unser Nordlandfahrer, ist Künstler und seine Fahrradtouren sind als Kunstprojekt zu verstehen. Täglich bloggt er, schreibt unter seinem Pseudonym @irgendlink Twitter-Kurznachrichten mit dem Hashtag #ansKap und fotografiert alle 10 Kilometer die Straße, auf welcher er fährt. Dazu gibt es am iPhone erstellte Postkarten für die Unterstützer.
Das alles sollte man wissen, bevor man sich an die Lektüre von »Ans Kap – Mit dem Fahrrad ans Nordkap« macht. Denn das Buch ist kein einfacher Bericht eines Radreisenden, wie es sie zu hunderten als Buch gedruckt und im Internet gebloggt gibt. Das Buch ist der verschriftlichte Teil dieses Kunstprojektes. „Gelesen: Ans Kap – Mit dem Fahrrad ans Nordkap“ weiterlesen
Aschermittwoch oder „Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt“
Und, was hast Du Dir vorgenommen?
Kirchennah oder Agnostiker. Die Frage „Was will ich dieses Jahr fasten?“ beschäftigt viele Menschen nach dem Fasching. Die meisten Neujahrsvorsätze haben ja den Januar nicht überlebt und so wird mit dem Aschermittwoch ein Neuanfang versucht. Denn verbessern wollen wir uns doch alle in der Selbstoptimierungsgesellschaft.
„Wie soll man bloß im 21. Jahrhundert ein christliches Leben führen? Christian Tesch, Agnostiker und Journalist, weiß, dass sein Weg in den Himmel ein harter werden wird – und doch will er unbedingt dort hinkommen. Clemens Sedmak, renommierter Theologe und Philosoph, erklärt sich bereit, ihm dabei zu helfen.“ „Aschermittwoch oder „Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt““ weiterlesen